0 0

Keine Produkte im Warenkorb.

Zurück zum Shop
Paula Hauss: Portrait von lächelnder Frau vor einem Gemälde
Foto: AnniJonsson_Photography

"Meine vision ist es EMOTIONAL SELFCARE massenkompatibel zu machen": WIE COACH
PAULA HAUSS IHREN WEG GEFUNDEN HAT

Perfekt, healthy und rundum happy – zugegeben, auch wir in der Redaktion lassen uns immer wieder von der wunderschönen Social Media Realität der Models einfangen und das, obwohl wir uns bewusst mit diesen Themen auseinander setzen.

Dabei stecken hinter den schönen Inszenierungen der schönen Määädels (Anlehnung an einschlägige TV-Formate möglich) oft bewegende Geschichten über Selbstzweifel, Bodyshaming und ganz und gar nicht gesunde Körper.

Einige haben es von euch vielleicht schon bemerkt: In unserem heutigen Interview dreht sich alles um unser Margot x Martha Model Paula Hauss und wie sie ihren Weg vom tief verunsicherten Kind zur starken jungen Frau gemeistert hat.

Liebe Paula, heute nehmen wir dich als strahlendes, selbstbewusstes Girl war, das war
aber nicht immer so, oder?

Ich habe mich lange sehr unwohl in meinem Körper gefühlt. Das fing eigentlich schon als Kind an und wurde in der Pubertät deutlich schlechter als besser. Ich fand mich immer zu dick und wollte immer am liebsten richtig dünn sein. Ich hatte das Gefühl, dass ich nichts Wert bin, nicht genug bin, keine Daseinsberechtigung habe und nicht glücklich sein darf und kann, wenn ich nicht dünn bin.

Ich glaube, dass vieles zusammen kam. Zum einen war es die Zeit, in der ich aufgewachsen bin (die 90er), das Schönheitsideal meiner Mutter, die Medien, kleine, ungewollt bösartige Bemerkungen von anderen Kindern und gewollt bösartige Beschimpfungen in meiner Schulzeit. Irgendwie habe ich als Kind von allen Seiten aufgeschnappt, dass „nicht schlanke“ Körper nicht so viel Wert sind und das war fortan meine Realität.

"Same old story" könnte man jetzt denken. Warum wurde dieses Denken letztendlich
so gefährlich für dich?

Ich habe angefangen, mich stark mit meinem Körper zu identifizieren. Ich wusste nicht, dass es da noch mehr gibt und dachte, dass Ich mein Körper BIN. Mir konnten noch so viele Menschen sagen, dass ich wunderschön bin. Ich habe es nicht mal in Betracht gezogen, dass es wahr sein könnte. In meinem Kopf ging nur wieder das gleiche Gedankenspiel los wie immer. „Ich werde erst schön und damit wertvoll sein, wenn ich dünn bin, bald bin ich dünn. Nächste Woche trinke ich nur Saft. Diesmal zieh ich es durch“. „Morgen esse ich einen Tag gar nichts“ oder „ab Montag esse ich nur gesunde Sachen“, „ab nächstem Monat esse ich keine Kohlenhydrate“ usw. und konnte eigentlich nie etwas wirklich davon durchhalten, weil ich es mir nicht zugetraut habe und weil es mir in meinem tiefsten Inneren auch widersprochen hat. Mit der Zeit wurde Essen zu meinem Feind. Das war sehr unpraktisch, weil ich immer eine gute Esserin war und gerne viel gegessen habe.

Es war also immer ein Konflikt. Ich wollte nicht essen, konnte es nicht lassen, das hat mich frustriert, ich bin gescheitert, dadurch habe ich mich schwach gefühlt. Das war ein richtiges Scheiß Paket, voll von Frustration, Hass gegen mich und meinen Körper, Zweifel und Unmut. Ich fühlte mich immer eingeschüchtert von schlankeren Frauen und wollte so sein wie sie. So ging das immer weiter. Ein Teufelskreis, der mich richtig verzweifelt gemacht hat. Wenn ich genug Stress hatte oder verliebt war, habe ich immer automatisch abgenommen und mich dann automatisch wohler und glücklicher gefühlt.

Ist ja auch klar! Ich dachte ja, dass es darum geht im Leben. Wenn ich es geschafft habe wenig zu essen, habe ich mich stark und schön gefühlt, wenn ich ungesund gegessen habe, habe ich mich sofort dafür bestraft. Eine Zeit lang habe ich mich nach dem Essen übergeben (zum Glück hat mir das so widerstrebt, dass ich es schnell wieder gelassen habe), habe mich selber abgewertet und mir selber die schlimmsten gesagt.

Irgendwann hast du dich dann für Veganismus interessiert. Irgendwie paradox, dass sich eine eigentlich gesunde Ernährungsweise in deinem Fall dann erst einmal gar nicht so gesund entwickelte…

Ende 2017 habe ich angefangen mich mit Veganismus zu beschäftigen und hatte das Gefühl, dass das diesmal das richtige sein könnte. Ich habe mir gefühlt 1000 Videos angeschaut und es hat mich irgendwie überzeugt. Die Leute schienen alle glücklich, zufrieden, aber vor allem schlank (um ehrlich zu sein, hat mich nur das überzeugt). Also habe ich angefangen mich damit zu beschäftigen und habe dann ziemlich schnell und radikal meine Ernährung auf vegan umgestellt.

Es hat nicht lange gedauert und ich hatte mindestens 5 Kilo verloren und habe mich toll gefühlt. Für kurze Zeit! Ich hatte mich nicht richtig informiert und von den Portionen her einfach genauso weiter gegessen wie vorher. Das war zu wenig und ich wurde schwach. Das erste Mal in meinem Leben habe ich bewusst wahrgenommen, dass ich zu wenig Energie hatte, aber ich hatte endlich den Körper, den ich wollte. Meine liebsten Menschen in meinem Umfeld haben sich Sorgen um mich gemacht, weil ich immer mehr abnahm. Allerdings habe ich mich davon angegriffen gefühlt, weil ich es nicht verstanden habe.

Ich war also im nächsten Teufelskreis gefangen. Ich hatte zwar den Körper, den ich immer haben wollte, aber die Angst, wieder zuzunehmen, hat mich gelähmt. Dass ich eine Essstörung hatte, war mir irgendwie schon klar, aber ich dachte doch tatsächlich, dass die vegane Ernährung mich und meinen Körper geheilt hatte. Ich war glücklich, super dünn, hatte nicht das Gefühl auf etwas verzichten zu müssen und hab wieder einen neuen Sinn im Leben gefunden. Nach und nach wurde es zum Lifestyle. Ich habe das komplette healthy, vegan, Yoga, öko, Plastik-frei Programm durchgezogen und dabei nicht gemerkt, dass es auch wieder nur eine Fassade war, die ich hochzog.

Nach ungefähr einem Jahr kamen meine Depressionen zurück. Im Äußeren hat sich viel für mich geändert und ich wusste, dass ich auf dem richtigen Weg bin, aber es fehlte etwas. Die Arbeit mit MIR, meinem Inneren. Ich habe mich mein Leben lang mit dem „Außen“ beschäftigt, aber nie mit dem Inneren. Mit meinem Kern. Meine Karriere als Model lief besser als je zuvor, aber trotzdem fühlte ich mich leer.

Paula Hauss: Frau posiert vor Wand mit Hund, der auf einem Hocker sitzt
Paula mit ihrer Hündin Peaches, Foto: AnniJonsson_Photography

Puh, das ist ein ganz schönes Paket. Wie kam dann die Wende für dich?

In dieser Zeit habe ich mit meiner zweiten Therapie angefangen und es wurde eine a-typische Anorexie diagnostiziert. So langsam verstand ich, dass ich eine Krankheit hatte und etwas dagegen tun musste. Ich wollte meinem Körper genug Energie geben, damit ich stark sein kann und habe neben meiner Verhaltenstherapie angefangen mich mit Nährstoffen, Vitaminen und einer gesunden, ausreichenden Kalorienzufuhr zu beschäftigt.

Außerdem habe ich mich mit intuitivem Essen auseinandergesetzt und viele alte Verhaltensmuster losgelassen. Ich habe die volle Verantwortung für mich übernommen und hatte das große Ziel zu heilen und glücklich zu werden. Ich habe angefangen, eine neue Beziehung zu meinem Körper aufzubauen und tue es noch. Inzwischen glaube ich, dass dieser Weg hin zur Akzeptanz, Selbstliebe und Verantwortung für einen selbst niemals zu Ende sein wird und das ist für mich eine große Erleichterung. Das bedeutet für mich, dass ich niemals fertig sein werde und nun ganz entspannt die kleinen Schritte zelebrieren darf.

Ich habe aufgehört, mich mit Dingen zu identifizieren, von denen ich gedacht habe, dass ich sie „bin“. Mein Körper, mein Beruf als Model und Schauspielerin, die Meinung anderer, das Körperbild anderer Menschen, Erwartungen im generellen. Mein Anspruch ist nun nicht mehr so dünn wie möglich, sondern so glücklich wie möglich zu sein.

Heute bist du nicht mehr „nur“ Model und Schauspielerin sonder machst dich gerade auch als Coach selbstständig – wie kam es dazu?

Der Wunsch Menschen zu helfen kommt aus meinem tiefsten Inneren und entwickelte sich schon während meiner Ausbildung zum Yoga Teacher. Der Entschluss Coach zu werden, war eine der besten Entscheidungen meines Lebens.

Ich habe damals mit niemandem über den Kampf, den ich geführt habe, geredet. Ich hatte so gut wie keine Freundinnen und Vorbilder, die sich wirklich wohl in ihrem Körper gefühlt haben. Ich habe immer Komplimente bekommen, wenn ich abgenommen hatte und mir wurde gesagt, wie gut es mir steht, so dünn zu sein. Irgendwann eskalierte es.

Heute weiß ich, dass die Gründe, warum ich Model sein wollte, nicht aus meinem Inneren kamen. Seitdem mir das bewusst ist, fällt es mir zunehmend schwer, mich für diesen Beruf zu begeistern. Eine Zeit lang hat mir der Gedanke geholfen „Es ist eben ein Job, ich darf damit meinen Lebensunterhalt bestreiten“. Inzwischen ist es so, dass ich nicht mehr abhängig von diesem Beruf sein möchte. Solange mein Körper der Grund ist, warum ich gebucht werde, kann ich nicht komplett von meiner Essstörung heilen.

Trotzdem hast du für unser Label als Model gearbeitet (zum Glück!) – aber wie geht das zusammen?

Ich habe einen Weg gefunden, der für mich sehr gut funktioniert. Seitdem ich mich mit meinen Werten auseinandersetzte und weiß, was mein Antrieb ist, modele ich nur noch für Brands, mit den ich mich identifizieren kann (Zumindest war das der Plan. Dann kam Corona…). Brands, die für Nachhaltigkeit stehen und die eine Philosophie vertreten, die mit meiner kompatibel ist.

Wenn diese Voraussetzungen gegeben sind, merke ich, wie viel Spaß und Freude ich daran habe vor der Kamera zu stehen. Ich fühle mich stark, selbstbewusst und schön. Ich kann zeigen, was ich kann und sehe den Sinn, hinter dem, was ich tue.

Du sprichst von Emotional Selfcare: Was verstehst du darunter?

Emotional Selfcare ist der Schlüssel zu all diesen Erkenntnissen und das möchte ich gerne weitergeben. Wenn ich so arbeiten kann, bin ich im Flow. Ich habe gelernt, dass ich niemandem etwas beweisen muss. Diese Message möchte ich am liebsten jeden Tag in die Welt hinausschreien. Und zwar so lange, bis sie bei all den wunderschönen Menschen da draußen angekommen ist.

Wir identifizieren uns alle so oft mit Dingen, die nichts mit uns zu tun haben, sondern auferlegt sind. Glaubenssätze wie:

  • Ich muss dünn sein, damit ich geliebt und anerkannt werde
  • Ich muss mich mehr anstrengen
  • Ich muss mich verändern
  • Ich bin nicht gut genug
  • Ich kann das nicht
  • Ich bin nicht liebenswert
  • Ich bin nicht stark genug

…die Liste ist lang. Wenn wir uns diesen Denkmustern bewusst werden,  können wir sie aktiv umwandeln und somit unser Leben positiv verändern. Dadurch können wir uns die Kraft, die in uns steckt, zurückholen. Dazu gehören Mut, Disziplin und Verantwortung. Die Glaubenssätze, die wir haben, lassen uns denken, dass wir von all dem zu wenig haben und hindern uns daran ins Handeln zu kommen. Das ist ein Teufelskreis, aus dem wir aktiv aussteigen müssen.

Wir wissen nicht, wie es euch geht, aber wir in der Redaktion konnten uns mit so vielen Dingen identifizieren, die Paula hier beschreibt und das wirklich Schöne daran ist, dass wir alle damit nicht mehr allein sein müssen.

Wer mehr über Paulas Arbeit erfahren möchte, sollte unbedingt auf ihrer Website vorbei schauen. Bleibt uns nur noch das Abschlusswort an unseren Gast zu übergeben. Danke Paula!

„Meine Vision ist es, Menschen genau dabei zu unterstützen ins Handeln zu kommen. Der erste Schritt ist das Bewusstsein dafür, das sich etwas ändern muss. Ins Handeln zu kommen und das aus eigener Kraft, ohne zu wissen, wie man anfragen soll, ist ziemlich schwer. Die Erfahrung habe ich selbst gemacht und habe mir Hilfe gesucht.

Es geht darum, den Stein ins Rollen zu bringen. Wenn er einmal rollt, gibt es keinen Weg zurück. Wenn man sich auf diese Reise einlässt, steigt man aktiv aus dem Teufelskreis aus und begibt sich in eine positive Spirale, die viel Freude, Spaß, Mitgefühl und Liebe mit sich bringt.

Das sind doch alles Dinge, von den wir mehr haben wollen, oder?“

Die Redaktion
Die Redaktion

Das könnte dich auch interessieren

Girls, girls, girls

Classical Chance: die Ballett-Kompanie 2.0

Ich würde behaupten, jede*r Tänzer*in auf der Welt hat zu irgendeinem Zeitpunkt in ihrem oder seinem Leben mal mit dem Gedanken gespielt, ob man die Leidenschaft zum Beruf machen kann. Bei mir war es nach dem Abi die Überlegung, Tanzpädagogik zu studieren. Wie wir heute wissen, ist die Wahl auf Modedesign gefallen, aber Aufführungen haben auch heute noch einen ganz besonderen Charme und ein großes Suchtpotential. 

Auch Annika Stange hat diese Faszination schon früh gepackt und bis heute nicht losgelassen. Aber als nicht professionelle Tänzerin auf die Bühne? Wie soll das denn bitte gehen? Seid gespannt und viel Spaß beim Lesen.

Weiterlesen...
Lotte Hauss: Portrait von Frau vor Gemälde
Girls, girls, girls

Künstlerin Lotte Hauss über das „Gefühl fürs Zuhause“

In einer ganz normalen Einwohnerstraße mitten in Hamburg, Winterhude verbirgt sich ein echter Lebens(t)raum, den sich viele von uns nur wünschen können. Und genau hier lebt, liebt und arbeitet die freischaffende Künstlerin Lotte Hauss. Wie die Working Mum eigentlich zur Kunst gefunden hat und warum ihre Großmutter eine ihrer Musen ist, erfahrt ihr bei uns.

Weiterlesen...