GYROTONIC® und GYROKINESIS® – Talk mit Sabine vom Tanzatelier Hamburg
Schon mal was von Yoga für Tänzer:innen gehört? Ich vorher noch nicht bin aber auf das Trainingskonzept durch einige Videos und in den sozialen Medien gestoßen. Darauf zu sehen: hölzerne Geräte, auf denen Tänzer:innen mal sitzend, liegend oder auch stehend, mithilfe von Kurbeln und Seilen trainieren.
Fand ich sehr spannend und einzigartig und was so besonders ist, gehört natürlich ins musepaper magazine. Glücklicherweise bin ich auf Sabine vom Tanzatelier – Schule für künstlerischen Tanz gestoßen, die sich mit uns über GYROTONIC® und GYROKINESIS®, wie das Training heute heißt, unterhalten hat. Viel Spaß beim Lesen!
Liebe Sabine, schön, dass du dir Zeit für uns nimmst. Erzähl doch mal, wie und warum bist du eigentlich zum Tanz und deinem „Tanzatelier“ gekommen?
Mit vier Jahren betrat ich das erste Mal einen Ballettsaal und das klassische Ballett wurde über die Jahre meine große Leidenschaft. Als junges Mädchen bin ich mit meiner Freundin viermal in der Woche in meine Ballettschule gegangen. Ich komme aus der Generation der Babyboomer – Jahrgang 67 – und wir waren immer viele – auch im Ballettsaal. Die Fülle im Saal haben wir jedoch nicht als störend empfunden. Es war vielmehr ein familiäres Gefühl. Das Training an der Barre, die Formen des Balletts einnehmen, das Training der Gruppe – genau das wollte mein Körper tun und will es noch immer.
Nach einer ersten Ausbildung und einigen Berufsjahren in einem großen Hamburger Verlag habe ich dann das Studium zur Tanzpädagogin an der Berufsfachschule Erika Klütz in Hamburg begonnen. Das Büro zu verlassen und bezüglich der Berufswahl endlich dem Herzen zu folgen – das war eine tolle Entscheidung und es waren wirklich ganz wundervolle 3 Ausbildungsjahre.
Nach Abschluss meiner Ausbildung habe ich meine Kinder bekommen und gemerkt, dass im Alltag das Unterrichten als Tanzpädagogin für andere Schulen mit zwei Kindern sich als sehr aufwendig gestaltet. Während eines Spazierganges mit Mann und Kinderwagen kam mir dann die Idee: Ich probiere einfach einmal selbstständig, den künstlerischen Tanz in meinem kleinen Stadtteil Groß Borstel anzubieten.
Ich habe damals – mittlerweile vor 22 Jahren – zunächst bei einer ehemaligen Balletttänzerin einen kleinen Keller, der auch schon eingerichtet war, angemietet und angefangen. Mein Angebot wurde super angenommen und der Raum im Souterrain schnell zu klein. Ich habe mir dann eigene Räume im Stadtteil gesucht, einen Kredit aufgenommen, die Räume eingerichtet und ausgestattet und habe weitergemacht. Unterstützt werde ich von meinem tollen Team und gemeinsam haben wir das Tanzatelier wachsen lassen. Teilweise kommen meine Schülerinnen von damals heute mit ihren eigenen Kindern zu uns in den Saal. Wir staunen, wie schnell die Jahre vergangen sind.
Neben Ballett und Modern Dance unterrichtest du ja noch andere Kurse, unter anderem GYROTONIC® und GYROKINESIS®. Das sagt vielen vom Begriff her wahrscheinlich noch nicht ganz so viel. Wie bist du auf die Trainingsart gestoßen und was begeistert dich daran so besonders?
Ich weiß gar nicht mehr genau, wie ich auf GYROTONIC® aufmerksam wurde. Ich glaube, das Wort hat mich vor gut 14 Jahren im Internet gefunden. Ich fand die Beschreibung so spannend und es gab glücklicherweise eine Trainerin in Hamburg, die dieses Bewegungskonzept anbot. Bei ihr habe ich das GYROTONIC® Training am Gerät kennengelernt. Das Training vereint Schlüsselelemente aus dem Tanz, Yoga, Schwimmen, Thai Chi und Atemtherapie.
Die kreisenden Bewegungen, die vielen Spiralen und die besondere Becken-Technik – das Training hat mich gleich begeistert! Die Besonderheit dieses vitalisierenden Trainings sind die dreidimensionalen kreis,- spiral- und wellenförmigen Bewegungsabläufe, die weich und fließend – als würde man sich durchs Wasser bewegen – aus der Körpermitte heraus ausgeführt werden.
Diese fließenden, angenehmen Bewegungsabläufe beugen, drehen und strecken die Wirbelsäule sanft in alle Richtungen und werden dabei durch entsprechende Atemtechniken unterstützt. Unter Einbeziehung der gesamten Muskulatur rund um das Becken wird die Wirbelsäule aufgerichtet und in ihren sieben Bewegungsmöglichkeiten geschmeidig und flexibel gehalten.
„Die Wirbelsäule ist das Zentrum dieses effektiven Körpertrainings.“
Ich empfinde das Training auch als sehr tänzerisch. Die gleiche Trainerin bot damals auch GYROKINESIS® an. Dieses Training hat mir auch sehr gefallen und ich habe dann zunächst erst die Ausbildung zur GYROKINESIS® Trainerin gemacht und zu einem späteren Zeitpunkt die Ausbildung zur GYROTONIC® Trainerin.
Momentan könnt ihr euch die Margot x Martha Kollektion im Tanzatelier Hamburg vor Ort anschauen.
Und wer hat das Training entwickelt?
Entwickelt wurde das Training von Juliu Horvath, einem ehemaligen Balletttänzer, Turner und Schwimmer, mit seiner damaligen Partnerin, ebenfalls eine Ballerina. Aufgrund einer schweren Wirbelsäulenverletzung musste er seine Karriere als Balletttänzer plötzlich abbrechen. Er zog sich auf eine karibische Insel zurück und begann Linderung und Besserung in östlichen Heil-Methoden wie Yoga, Tai-Chi, fernöstlichem Wissen über Körperenergien und Akupunktur zu suchen.
In dieser Zeit entwickelte er das Training „Yoga für Tänzer“, welches sitzend auf dem Stuhl, kniend und liegend auf der Matte und im Stand ausgeübt wird. Zurück in New York City, in den frühen 1980er Jahren, begann er in seinem „White Cloud Studio“ sein neues Bewegungssystem zu unterrichten: „Yoga for Dancers“, heute als GYROKINESIS® bekannt. Kurz danach entwickelte und baute er Geräte für sein Bewegungssystem und so entstand GYROTONIC® – seine Bewegungslehre mit Geräteunterstützung. Seine beiden Lehren sind unter dem Begriff GYROTONIC® Expansion System zusammengefasst.
Wahrscheinlich ist das Ziel dabei nicht nur die Kräftigung, sondern auf Mobilisierung und Stretching. Richtig?
Ja, genau – alle diese Faktoren werden angesprochen. Du kannst in deiner Komfortzone trainieren oder das Training auch herausfordernd gestalten. Wenn neue Kund:innen zum mir kommen, trainieren wir zunächst in ihrer Komfortzone.
Ich entdecke auch nach vielen Jahren das Training immer wieder neu. Es tut meinem Körper gut und hat auch meinen Tanz schöner gemacht. Nach dem Training träume ich nachts manchmal intensiver, bekomme einen großen Appetit und wenn ich das Training morgens mache, dann schnurre ich förmlich durch den Tag.
Du unterrichtest ja GYROTONIC® und GYROKINESIS®. Wo genau ist noch mal der Unterschied?
GYROKINESIS® heißt wörtlich übersetzt “Drehbewegungen” und ist der Ursprung der GYROTONIC®-Methode. Es ist ein Gruppentraining ohne Geräte, auf einem Hocker sitzend, auf dem Boden und im Stand.
GYROTONIC® ist ein Training am Gerät. Juliu Horvath hat das Trainingsgerät konzipiert und es quasi um den menschlichen Körper herum gebaut, sodass eine völlige Bewegungsfreiheit des Trainierenden möglich ist. Es gibt mehrere Geräte. Ich habe den Pulley Tower.
Dieses führt dich wie bereits erwähnt durch Kurbeln und Seile in die Bewegung, stützt den Körper und gibt gleichzeitig sinnvollen Widerstand. Auch bewegungsungeübte Menschen haben dadurch einen leichten Zugang zu diesem Training.
Es gibt für dieses Bewegungskonzept auch viele Fortbildungen für die Trainer. Beispielsweise für Menschen mit Skoliose, für den Schultergürtel und für Frauen, die ein Baby erwarten oder bekommen haben. Und auch GYROTONIC® für Tänzer:innen. Diese Fortbildung habe ich als Tanzpädagogin natürlich absolviert.
GYROTONIC®, also das Gerätetraining biete ich in Einzelstunden an oder als Training im Tandem, sprich, zu zweit. GYROKINESIS® findet in der Gruppe statt.
Wenn auch ihr richtig Lust bekommen habt, bei Sabine eine GYROTONIC®-, GYROKINESIS®– oder auch Tanz-Stunde zu nehmen, könnt ihr sie gerne per Mail oder telefonisch kontaktieren. Alle wichtigen Infos findet ihr auf der Website oder ihr folgt dem Tanzatelier Hamburg auf Instagram.
Merci, Sabine!
xx, Kimberley
Kimberley
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