„The Number One Fun Fitness Fusion“
IntervieW mit Jazz Brown von
PilarobiC©️ Contrology
„Spannt euer Powerhouse an“ – wer von euch sich schon einmal in einer Pilates Stunde wiedergefunden hat, kennt diesen Spruch garantiert. Das Powerhouse, also eine angespannte Körpermitte, ist ein wichtiger Teil des Trainingskonzeptes, aber eben nicht alles.
Wir haben uns mit Jazz Brown von Pilarobic©️Contrology getroffen und haben mal genau nachgefragt, was eigentlich dieses Pilates überhaupt ist.
Liebe Jazz, schön, dass du dir Zeit für uns nimmst. Wir beide kennen uns ja noch aus „alten" Fashion Zeiten und haben an mehreren Fotoprojekten gemeinsam gearbeitet. Erzähl doch mal, wie und warum bist du jetzt eigentlich zu deiner neuen Passion gekommen?
Meine erste Pilatesstunde hatte ich tatsächlich in Los Angeles, gemeinsam mit einer Freundin, die dort in Beverly Hills lebt. Ich wusste überhaupt nicht, was ich zu erwarten habe. Ich hatte zwar mal davon gehört und dachte einfach ok, let’s do this. Aber eigentlich hatte ich überhaupt keine Ahnung.
Was mich letztendlich überraschte, war, dass die Trainerin dort mich auf ein Defizit aufmerksam machte, das ich seit der Schwangerschaft meiner Tochter, die mittlerweile 17 Jahre alt ist, an der Bauchdecke hatte. Aufgrund dessen wurde mir vorher immer gesagt, ich kann bestimmten Sport nicht machen. Das habe ich ihr natürlich am Anfang gesagt, woraufhin sie direkt sagte, nee, sorry du kannst alles machen!
Das war ein krasser Moment für mich, weil mir die Personal Trainer:innen in Deutschland immer etwas anderes sagten. Hätten das eher gewusst, hätte ich in meinen Zwanzigern eine intakte Bauchdecke haben können. So, jetzt bin ich fast Ende 30 und habe mich darüber sehr geärgert, war aber gleichzeitig motiviert, Pilates erstmal als Kund:in anzufangen.
Das war der Beginn im Mai 2019. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt außerdem schon seit 15 Jahren Yoga praktiziert uns so entstand zu dieser Zeit auch die Idee, dass ich die Ausbildung zur Yogalehrerin in Kapstadt mache.
Prompt war ich dort, kam unser Freund Corona um die Ecke und scheuchte mich wieder zurück nach Deutschland. Die Ausbildung wurde damals immer wieder verschoben und verschoben. Weiterhin ging ich dann so gut es ging zum Sport, auch zum Pilates hier in St Georg, wo ich jetzt Trainerin bin. Bis mein Trainer Jörg irgendwann sagte, warum machst du eigentlich keine Pilates Ausbildung?
Dank Corona hatte ich dann die Möglichkeit die Ausbildung online zu machen, über ein Studio in New York, New York Pilates. Weil ich den Zugang zu den Geräten bereits im Studio hatte konnte ich auch direkt die Reformer Ausbildung mitmachen und ich habe im Sommer 2021 angefangen zu unterrichten.
… the rest is history. Dein Trainingsansatz nennt sich ja Pilarobic©️– was genau steckt dahinter? Ist es klassisches Pilates oder was können wir uns darunter vorstellen?
Es gibt bei mir zwei unterschiedliche Trainingsarten. Auf der einen Seite das klassische Matten-Pilates, wobei ich eigentlich gar kein klassisches Pilates unterrichte, sondern Contemporary Pilates, also auch andere Sportarten mit einfließen lasse und Reformer-Pilates.
Der vollständige Name ist übrigens Pilarobic©️Contrology. Der Begriff Contrology ist immer noch sehr wichtig, weil das der ursprüngliche Name von Pilates ist. Joseph Pilates, der den Sport erfunden hat, hat ihn selbst Contrology genannt. Der Sport wurde dann irgendwann von anderen Menschen umbenannt, weil nach der Theorie von Pilates trainiert und unterrichtet wird.
Contrology bedeutet, dass du den gesamten Körper unter Kontrolle hältst, genau weißt, welcher Muskel zu welchem Zeitpunkt welche Bewegung macht und das in Verbindung mit dem Atem. Ich habe mir dann irgendwann die Frage gestellt, wie kann ich das Ganze auf meine eigene Weise machen. Dabei kam die eigentliche Idee von meiner Tochter, die eines Tages bei mir in der Küche stand und meinte „Mom, we need to bring Aerobic back“. Ich dachte dann, voll cool und ein super zusätzlicher Spaßfaktor. Außerdem haben Pilates und Aerobic eines gemeinsam: das Powerhouse. Der Bauch sollte bei beidem immer aktiv sein.
So entstand auch mein Slogan: The Number One Fun Fitness Fusion. Gleichzeitig ergab sich daraus auch die perfekte Kombi aus Muskelaufbau und Kalorienumsatz. Denn, mit einer Pilatesstunde an sich verbrennt man vielleicht 120 kcal. Die Idee dahinter ist, das Ganze zu mixen. 5-10 Minuten tanzen, auch um gut warmzuwerden, um danach richtig gut aufgewärmt mit der Tiefenmuskulatur arbeiten zu können.
Und wie hängt der Reformer mit dem Ganzen zusammen?
Der Reformer ist das gehypte Pilates Gerät, wobei es noch 5 weitere gibt. Er heißt auch Allegro, nicht zu verwechseln mit dem Megaformer, der nicht zum Pilates gehört, sondern zum Sport Lagree. Dieses Konzept wurde in den 80er-Jahren erfunden, sieht zwar ähnlich aus, ist aber nicht dasselbe.
Der Reformer ist ebenfalls eine Erfindung von Joseph Pilates, die es seit über 100 Jahren gibt und entstand aus der Idee, dass er seine bettlägerigen Soldaten im Ersten Weltkrieg in England wieder fit bekommen musste. Die Frage war, wie kann man im Bett Sport machen? Hierfür nutze er unter anderem die Bettfedern, um mit gezielten Widerständen seine Kollegen wieder fit zu bekommen.
Das Gerät besteht aus einem bewegbaren Schlitten und Bändern, die dem Trainierenden führen und ein wenig Schutz geben, ohne direkt verloren im Raum die Übungen halten zu müssen. Der Reformer ist eigentlich das Gerät, um mit Pilates anzufangen. Die meisten Leute denken, sie fangen mit Matten-Pilates an und sind dann ready für den Reformer. Es ist aber eigentlich genau andersherum.
Ein weiterer Irrtum ist, dass manche sogar denken, Yoga und Pilates sei dasselbe. Dabei hat beides genau so viel miteinander zu tun wie Schwimmen und Golf. Ich sage immer Pilates ist ein Sport, Yoga ist eine Lebenseinstellung und der Sinn von Yoga ist eigentlich, sich so zu bewegen, dass der Körper zur Ruhe finden kann und man die Meditation gehen kann, ohne dabei herumzuzappeln. Ein Ausgleich der Energiezentren, der Chakren.
Beim Pilates steckt keine Lebensphilosophie dahinter. Hier geht es eigentlich nur, um den Aufbau der Tiefenmuskulatur, dem Stretching und die Mobilisierung der Wirbelsäule.
Dein Studio und Angebot ist darüber ja hinaus noch viel abwechslungsreicher – ich vermute, dahinter steckt ein ganzheitlicher Ansatz und Gedanke oder wie gehören die einzelnen Komponenten wie Pilates, Massage usw. für dich zusammen?
Die Vision, die ich momentan lebe, ist noch ausbaufähig und ich bin mit meiner Reise noch lange nicht am Ende. Ich bin seit gut 22 Jahren im Modebusiness tätig und immer wenn ich beruflich unterwegs bin, nehme ich mir die Zeit andere Pilates Studios, Wellness Coaches und Konzepte auszuprobieren.
Ich interessiere mich auch total für die Körperarbeit und denke am liebsten ganzheitlich. Diesen Teil möchte ich mit meinem aktuellen Psychologiestudium noch zusätzlich vertiefen. Es ist total schade, dass das Wellness-Lifestyle-Segment, wie ich es anbiete, in Hamburg noch nicht so wertgeschätzt wird, wie in anderen Ländern.
Für wen ist Pilarobic©️Contrology die richtige Trainingsart? Muss ich total das Sporty-Spice sein oder kann ich auch als Bewegungsmuffel kommen?
Also im Idealfall fängst du bei mir an, um ein Bewusstsein für die Tiefenmuskulatur zu schaffen. Ich habe zum Beispiel auch Kund:innen, die einen Bandscheibenvorfall hatten. Auf das alles können wir eingehen. Ein anderes wichtiges Schlagwort sind die Faszien. Auch diese stehen bei meinem Training immer im Fokus. Grundsätzlich kann jede:r zu mir kommen.
Wenn man das Ziel hat abzunehmen, ist man allerdings bei mir falsch, das kann ich so nicht versprechen. Man bekommt einen richtig tollen Körper, wenn man Pilates macht, aber es dauert auch und man muss konsequent sein. Idealerweise trainiert man zweimal die Woche. Laut der Philosophie von Joseph Pilates soll man sogar jeden Tag 30 Minuten trainieren.
Wenn ich persönlich jemanden etwas empfehlen würde, mache morgens 30 Minuten Pilates und abends 30 Minuten Yoga, um runterzufahren.
Wenn sie Leser:innen jetzt total Lust auf eine Pilates Stunde bei dir bekommen haben, wie bucht man am besten?
In der Regel über Fresha, da sind alle verfügbaren Kurse eingestellt oder man kontaktiert mich direkt über Social Media.
Möchtest du sonst noch irgendwas mit der Welt teilen?
Pilates ist toll (lacht)! Man sollte sich auf jeden Fall immer genug Zeit für sich selbst und seinen Körper nehmen, dieser dankt es einem am Ende garantiert.
xx, Kimberley
Kimberley
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Ich würde behaupten, jede*r Tänzer*in auf der Welt hat zu irgendeinem Zeitpunkt in ihrem oder seinem Leben mal mit dem Gedanken gespielt, ob man die Leidenschaft zum Beruf machen kann. Bei mir war es nach dem Abi die Überlegung, Tanzpädagogik zu studieren. Wie wir heute wissen, ist die Wahl auf Modedesign gefallen, aber Aufführungen haben auch heute noch einen ganz besonderen Charme und ein großes Suchtpotential.
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