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Ann-Kathrin Thieme von Petit Ballet: Frau posiert vor Fenster
Foto: Privat

„Es war noch nie so schwer eine Frau zu sein und gleichzeitig so einfach": Ann-Kathrin Thieme
vom Petit Ballet im Interview

Jeder von uns, der als Kind Feuer fürs Tanzen gefangen hat, kennt es: Der Traum, irgendwann an der Stelle der Lehrerin zu stehen. Ann-Kathrin Thieme hat genau diesen Wunsch wahr werden lassen und mit dem „Petit Ballet“ in Hamburg-Winterhude ihre eigene kleine Tanzschule gegründet. 

Klingt fast zu schön, um wahr zu sein, oder? Naja fast, denn Ann-Kathrin rockt ihren Alltag nicht nur als Gründerin, sondern ist gleichzeitig auch Mama und nicht zuletzt auch einfach Ann-Kathrin. Erwartungen, gesellschaftlicher Druck und die eigene Vision – wie all das zusammengeht und nicht zwangsläufig kollidieren muss, hat sie uns verraten. 

Liebe Ann-Kathrin, schön, dass ich bei dir im Studio sein darf. Du bist Frau, Gründerin und Mama von drei Kindern. Klingt nach einem ganz schönen Drahtseilakt – oder empfindest du es vielleicht gar nicht so?

Ja, das ist es auf jeden Fall. Gerade im letzten Jahr habe ich super viel gearbeitet, um die Schule (das Petit Ballet) auf die Beine zu bringen. Hier ist eine gute Absprache und Kommunikation einfach sehr wichtig, vor allem mit meinem Partner. 

Und auch der Wille, sich gegenseitig zu supporten und nicht zu blockieren. Es heißt nicht umsonst „es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen“. Mittlerweile bin ich so weit, dass ich Stunden abgeben kann, um auch wieder mehr bei meinen Kindern zu sein.

Wie bist du eigentlich zu deiner Berufswahl gekommen?

Ich unterrichte seit mittlerweile 10 Jahren freiberuflich als Tanzlehrerin und habe nach meiner ersten Schwangerschaft gemerkt, dass sich mein Alltag nicht mehr so wie gewohnt mit meinem Beruf vereinbaren lässt. 

Daraufhin habe ich mir in ein Yoga-Studio eingemietet und dort kleine Ballettgruppen mit Kindern unterrichtet. Und dann ist alles immer weiter gewachsen, wir hatten nicht mehr genug Platz in dem Yoga-Studio, obwohl ich gleichzeitig total das Potenzial gesehen habe. 

Und mit der Pandemie kam dann der großer Break. Ich habe erst einmal alles hingelegt und aufgelöst. In dieser Zeit waren wir als Familie einfach wichtiger. Mein Netzwerk an Mütter habe ich mir aber bewahrt und auch weiter die Kontakte gepflegt. 

Und nachdem dann mein Sohn auf der Welt war, habe ich den Tipp für mein derzeitiges Studio bekommen, alle alten Kontakte aktiviert und dachte „das will ich jetzt machen“. Es war keine blauäugige Aktion, das muss ich dazu sagen. Durch den bestehenden Kundenstamm konnte ich ungefähr rechnen und prüfen, ob es funktionieren kann.

Wir sprachen eben von Erwartungen und einem damit verbundenen Druck. Spürst du diesen ebenfalls? Und kommt dieser eher von dir selbst, also von innen, oder erlebst du ihn von außen?

Das variiert ganz klar, je nachdem, wie sehr ich mit mir verbunden bin. Wenn ich mich stark fühle und selbstbewusst, ist das wie ein Schutzschild. Es war noch nie so schwer, eine Frau zu sein und gleichzeitig so einfach. Wir können im Vergleich zu früher alles machen und tun und ich habe das Gefühl, wir Frauen werden immer lauter, was gut ist. 

Ich ganz persönlich habe super viele Rollen einzunehmen und muss immer wieder aufpassen, diese nicht nur zu spielen, sondern dabei authentisch zu bleiben. Ich bin Mutter, Partnerin, Gründerin und Frau. Sich selbst dabei nicht zu verlieren, – es gab Zeiten, da habe ich das – das ist wichtig und sich immer wieder mit einem selbst zu connecten.

Hast du Tipps oder einen Rat für andere Frauen? Wie können wir uns davon frei machen?

Seid nicht so hart zu euch und eine gute Freundin für euch selbst. Auch im Bezug auf euren Körper. Sorgt gut für euch, auch wenn das manchmal heißt Nein zu sagen. Ich bin eigentlich ein sehr Harmonie liebender Mensch, habe aber mittlerweile auch gelernt, zu mir zu stehen und meine Ecken und Kanten zu zeigen. 

Und gerade das ist etwas, dass uns von der Gesellschaft so als Mädchen oder Frau nicht anerlernt wird. Das merke ich auch bei meinen eignen Töchtern. „Sei lieb. Sei nett“. Ich finde es wichtig, bei den Kindern auch hier im Tanzunterricht zuzulassen, dass sie ihre eigenen Ecken zeigen dürfen. 

Ann-Kathrin Thieme von Petit Ballet: Foto von Balletstudio mit Sonneneinfall
Foto: Petit Ballet

In einer Unterhaltung hast du mal erwähnt, dass du eine Art Druck insbesondere auch in Bezug auf deinen Körper spürst. Wie passt Muttersein, letztendlich auch Altern und Ballett für dich zusammen?

Nach drei Geburten ist der Körper anders und es hat auch bei mir gedauert, das zu akzeptieren. Der Körper wird weicher, die Mitte ist nicht da und schwach. Ich habe es mir nach und nach zurück erarbeitet, weil mir persönlich das wichtig war. Aber da Akzeptanz für sich selbst zu schaffen und liebevoll zu sich selbst zu sein, ist gar nicht so einfach.

Versuchst du diese Werte auch mit dem Konzept deiner eigenen Tanzschule zu vermitteln? Wenn ja, wie?

Total. Wir wollen hier vermitteln, du bist nicht hier, um perfekt zu sein, sondern um Spaß zu haben und dich mit dir selbst zu verbinden. Wir nehmen insbesondere die Kinder alle so, wie sie kommen. Ich muss dazu sagen, das ist nichts, was wir uns extra auf die Fahne geschrieben haben, sondern ein ganz natürlicher Ausgangspunkt. 

Ich selbst entspreche auch nicht dem Bild der „typischen“ Ballettlehrerin und kann den Kindern trotzdem viel beibringen. Das mindert nicht die Qualität. Wir versuchen eine moderne Art zu leben, Ballett zu vermitteln. Wir beschämen nie die Kinder oder lassen sie spüren, dass sie etwas falsch gemacht haben.

Ihr unterrichtet hauptsächlich Kinder, baut aber auch den Erwachsenenbereich immer weiter aus. Was ist deine große Vision für dein Unternehmen? Worauf können wir uns zukünftig freuen?

Ich träume total viel und arbeite selbst auch viel mit Vision Boards. Gerade möchte ich die Schule weiter stabilisieren, den Abendbereich ausbauen und vormittags mehr mit Kitas zusammenarbeiten.

Dann plane ich eine Aufführung für den Sommer. Ich kann noch nicht zu viel verraten, nur dass es um ein Einhorn gehen wird. Ich glaube nicht, dass wir uns vergrößern werden. Ich bin eigentlich so wie es ist, schon sehr zu frieden und das ist das Wichtigste. 

Habt auch ihr Lust bekommen, die schöne Ballettschule mit Loftcharakter mal zu besuchen oder möchtet wissen, was es mit dem Einhorn bei der Sommeraufführung auf sich hat? Alle Infos rund um das Petit Ballet findet ihr auf der Website. Happy dancing und danke an dich, liebe Ann-Kathrin. 

xx, Kimberley

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Kimberley

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