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museletter

edit. #2

Foto: Cottonbro Studio

museletter edit 2 – fempower: Bild eines Rosenstrauß, der hinter einer milchigen Scheibe steht
Foto: Cottonbro Studio

museletter edit. #2

Nach anfänglicher Euphorie, schnell aufkommender Frustration mit der Konsequenz alle Themen über den Haufen zu schmeißen und festzustellen, dass mich gerade etwas ganz anderes umtreibt: there we are, museletter edit. #2 Thema Ballett romantisieren.

Ballett und ich — eine lange Geschichte und wie in jeder beständigen Beziehung gibt es ein Auf und Ab, in dem man sich mal mehr, mal etwas weniger liebt. Ich tanze, seitdem ich 12 bin. Angefangen hat es mit Hip-Hop, drei Jahre später habe ich mich dann endlich in einen Ballettkurs getraut, nachdem eine Freundin den ersten Schritt gewagt hat. Begeistert war ich aber schon viel, viel länger. 

Ich bin eng mit zwei Cousinen groß geworden, die beide mehrmals in der Woche tanzten und ich immer irgendwie beneidet habe. Das Highlight war, als ich irgendwann eine Kopie einer Ballettkassette von den beiden geschenkt bekam. Ich kann mich noch genau erinnern, auf der Plastikhülle klebten glitzernde Ballettsticker. Wenn ich damals schon Gollum von Herr der Ringe gekannt hätte, wäre mir in diesem Moment sicher ,,my precious’‘ über die Lippen gekommen. 

Warum ich selbst nicht früher anfangen habe oder durfte, weiß ich eigentlich gar nicht so genau. Meine Mama wollte mich wohl vor dem eher toxischen Umgang bewahren, der leider noch viel häufiger gang und gebe war. Als Teenagerin und junge Erwachsene war ich OBSESSED mit Ballett! Ich musste jedes Tanzbuch haben und jeden Tanzfim sehen. Ich verbrachte Stunden in der Bibliothek, um mir Bücher, DVDs oder CDs auszuleihen. Alles an Klamotten wurde in ein Ballettoutfit umgewandelt und kein Raum war zu klein, um sich darin zu bewegen. Ich hab sogar teilweise unterrichtet und die Überlegung war da, Tanzpädagogik zu studieren. 

Warum ich das erzähle? Diese große Liebe, sie wurde mit den Jahren irgendwie — kleiner. Die Uni, das Erwachsenwerden, das Label. Ich habe zwar immer weiter trainiert, aber es definitiv nicht mehr so gefühlt. Vor ein paar Tagen war da aber vielleicht wieder was. 

How to: Ballett romantisieren

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The love language.

Egal welches Hobby oder welche Leidenschaft: Was war es, was dich irgendwann mal daran so begeistert hat? Kannst du es noch fühlen oder ist es tatsächlich an der Zeit, loszulassen und sich für etwas Neues zu öffnen?

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The good old.

Mir hilft es immer, wenn ich mich mit altem Geliebten beschäftige. Sei es ein altes Tanzbuch oder zuletzt wiederentdeckte Tanzvideos, die ich mir vor 10 Jahren gespeichert hab. Es kann aber auch eine bestimmte Routine sein, wie das Stretchen vorm Schlafengehen oder die Pliés beim Zähneputzen. 

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The little things.

Manchmal sind es die Spitzenschuhe an den Füßen, ein Relevé vorm Supermarktregal oder ein neuer Tanzbody: zu romantisieren bedeutet auch, es sich schönzumachen und das Schöne in den kleinen Dingen zu finden. Vielleicht findest du so Stück für Stück zu der großen Euphorie zurück.

Ich channel meine innere Ballerina

Wisst ihr, was ich Lächerliches als Teenie gemacht hab? Ich bin konsequent auswärts gelaufen, damit auch ja die ganze Welt sieht, dass ich Ballett tanze. Dass das dead wrong für meine Knie war, habe ich dann auch irgendwann gemerkt und den Irrsinn beendet. 

Ich habe meine fetten Stulpen mit Stolz aufm Weg zum Training getragen und die Haare mussten natürlich perfekt zum Dutt gebunden sein. Was soll ich sagen, ich hab’s gefühlt. Lag wahrscheinlich auch daran, dass ein damaliger Freund von mir im Internat vom Hamburg Ballett war und noch ein, zwei andere Mädels in der Klasse recht ernst trainierten. 

Da musste das Mädchen, das alle schon immer unterschätzt und für ihre nicht perfekte Figur ganz schön fertig gemacht haben, sich natürlich irgendeine Daseinsberechtigung schaffen. Plot-twist: Ich bin die einzige von den eben erwähnten Personen, die heute noch tanzt. Just saying. 

Wenn man sein Hobby irgendwie zum Beruf macht, was bei mir durch Margot x Martha passiert ist, ist das ähnlich schwierig, wie mit seinem oder seiner Partner*in zusammenzuarbeiten: Man verbringt 24/7 miteinander, zu Spaß und Liebe kommen Stress, Sorgen, Ängste und Zeitdruck hinzu und die rosarote Zuckerwatte-Wolke wird plötzlich zum knallharten Alltag. Die Frage: Kann da noch Raum für das Schöne, Romantische sein? Meine Antwort: Ja, der Weg dahin ist aber gar nicht so leicht und muss bewusst angegangen werden. 

101 Ballett romantisieren

Alles klar, da war dieser kleine obsessive Spark vor ein paar Tagen. Geht da noch was oder hat meine Vergangenheit einfach nur kurz hallo gesagt? Passenderweise kam Ramona Schmid von „Let’s play ballet mentoring“ auf mich zu und fragte, ob ich ihr neues Programm zwei Wochen testen möchte. Ich, gerade heftigen Infekt hinter mir, war eher so mäßig begeistert, aber habe mich einfach mal angemeldet. Und tatsächlich sind in der vergangenen Woche ein paar ganz spannende Gedankenfetzen hängen geblieben: 

  • Ballett als Erwachsene*r ist nicht linear. Unser Körper und unser Geist leben ganz anders als der eines Profitänzers oder einer Tänzerin.

  • Was ist dein Pre-Class-Ritual? Hast du eins? Brauchst du eins? Wenn ja, wie sollte es sein? z.B. Haare machen, leichtes Make-up oder Zähneputzen

  • Check-in vor der Klasse: Wie fühlt sich mein Körper an? Wo tut es vllt. weh? Welche Farbe hat welcher Bereich?

  • No Copy-Paste-Mode oder Autopilot: Sei du selbst und sei präsent in der Klasse, auch wenn der Rahmen vorgegeben ist. Was brauche ich in dem Moment?

  • Du verspürst den Wunsch, alleine in deinem Studio zu tanzen? Go for it! Nimm dir Zeit, Space und Freiraum, um unbeobachtet Dinge auszuprobieren.

  • If the form is not energized, it is dead.

  • Schon mal ein Ballet-Vision-Board erstellt? (ich jetzt ja)
Quelle: Pinterest, Instagram

Fühl ich noch Tänzerin?

Diese Frage kann ich aktuell noch nicht mit JA beantworten. Aber es reicht mir momentan, dem Ganzen einfach mal eine Chance zu geben und zu sehen, wo die Reise hingeht. Was ich nämlich immer mehr merke, ist, wie sehr mir Struktur und Ordnung oder Rituale (auch im nicht astrologischen Sinn) tatsächlich Freiheit und Leichtigkeit schenken, obwohl man im ersten Moment vielleicht eher an Stress und Restriktion denkt. 

Ich habe Lust, mal wieder neue Dinge auszuprobieren, ohne sich dabei Druck zu machen. Weil am Ende ist das Tanzen ein Hobby. Eine Beschäftigung, die ich mir ganz freiwillig ausgesucht habe und die Spaß machen soll, eigentlich ganz ohne Druck. Die Drehung war nicht gut? Scheiß drauf. Ich drehe mich ja der Drehung halber und nicht, weil ich damit meine Miete bezahlen will oder muss.   

 
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Kimberley

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